Bögen um Menschen machen. Nicht berühren. Nicht anschauen. Das auch nicht. Nicht niesen. Nicht lachen.

Die Sinne nach außen gerichtet. Die Vögel zwitschern hören. Die Bäume rauschen. Die warme Luft auf der Haut. Die Sonne.

Nicht denken. Sich nicht auf das Denken verlassen, denke ich. Auf das Nach-vorne-Denken und das Zurückdenken.

Das Hier denken.

Ich fühle mich wie zurückgeschraubt. Zurück geschraubt in den Josefmodus. Einatmen und Ausatmen. Fühlen. Die Sonne. Den Regen. Die Vögel hören. Den Frühling auf den Lippen schmecken.

Jette in meinem Arm. Klara. Uli. Immer wieder berühren. Hier zu Hause. Draußen geht es nicht mehr. Abstand.

Langsam wachsen die erwarteten Verhaltensweisen in mich hinein. Bögen um Menschen machen. Nicht berühren. Nicht anschauen. Das auch nicht. Nicht niesen. Nicht lachen. Ernst auf den Boden schauen.

Gezielt durch den Supermarkt laufen. Warten. Lange Schlangen. Großer Abstand. Nicht zu dicht aufrücken. An der Linie stehen. Warten. Nicht lachen. Nicht niesen. Auf den Boden schauen.

Musik. Aufdringliche Musik in den Ohren im Supermarkt. Ich nehme alles viel deutlicher wahr. Lauter. Intensiver. Laute Stille. Brodelnde Stille.

Zu Hause. Dann zu Hause. Umschalten. Innerlich. Mich dabei erwischen, wie ich Platz mache, wenn Uli an mir vorbei gehen möchte. Einen Bogen mache.

Entschuldigung sagen. Und dann merken, wir sind zu Hause. Andere Regeln dort. Berührungen. Lachen. Innig sein. Streit. Auch der. Versöhnung. Viel schneller geht das. Viel schneller. Nicht mehr so viel Raum zum Sortieren. Zum Ausweichen.

Spaziergänge. Bewegung. Zum Begreifen. Zum Hinterherkommen. Zum emotionalen Hinterherkommen. Sich das emotionale Hinterherhinken nicht erlauben. Funktionieren.

Den Kindern sagen, wir sind jetzt hier. Kita und Schule sind zu. Jette sagt, abgesperrt. Die Polizei hat die Kita abgesperrt. Ja, sage ich. Ja. Ein Bald weiß ich nicht zu formulieren. Weiß nicht, wann bald ist und sie wieder in die Kita darf.

Im Hier bleiben. Nicht ins Morgen und Übermorgen und Danach fallen. Kann es eh nicht. Das Danach denken. Das Danach. Das nicht das Davor ist. Anders sein wird. Wie, weiß ich nicht. Es wird anders und sich anders anfühlen.

Wir werden uns zurechtfühlen, denke ich. Uns Räume suchen und finden, in denen wir uns geborgen fühlen. In denen wir sein können. Einfach nur sein.

Warten. Ein wenig warten. Das schon. Auf den Frühling. Den Sommer. Die kommen gewiss. Da lohnt sich das Warten. Das Versprechen. Der Frühling kommt. Und der Sommer. Wir können Blumen auf den Balkon stellen. Im Sommer eine Wanne und im Wasser spielen.

Nicht vom Meer erzählen, denke ich. Nicht vom Strand. Weil wir doch nicht wissen. Und dann bin ich traurig. Schmerzhaft traurig. Die ist auch dabei. Die Traurigkeit. Der Urlaub. Der abgesagt wurde. Die Geburtstagsfeier. Die und das. Abgesagt. Einatmen und Ausatmen.

Ein Nicht-so-schlimm in meinem Kopf. Nicht so schlimm. Wir haben uns. Sind zu Hause. Sicher. Sicher. Sind wir sicher? Ach, denke ich. Ach.

An Mundschutz denken wir. Sprechen darüber zu Hause. Josefs Kiste ausgepackt. Gefunden. Welche gefunden. Abgelaufen 06-2016. Nie gebraucht für Josef. Nun. Nun sind sie da.

Ein Erbe, mein Josef. Ein Erbe. Vielleicht fühlen wir uns damit sicher. Da draußen im Supermarkt. Wer weiß.

Und ich lächele. Lächele, weil es sich auch wie ein Zeichen anfühlt. Von Josef. Ein Zeichen. Ich schütze euch, sagt Josef. Schütze euch. Ihr seid sicher. Egal wie. Wir sind sicher. So oder so.

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